Kleiner Rundgang durch Wolgast

Wolgast ist heute das Tor zur Insel Usedom. Zwei Brücken in der Stadt verbinden das Festland mit dem Urlauberparadies im Nordosten von Deutschland. Beginnen wir unseren Rundgang durch die Stadt von der Insel Usedom kommend...


Das blaue Wunder

Die erste Brücke über die Peene wurde 1934 gebaut und ist 1945 noch in den letzten Tagen des Krieges gesprengt worden. In 20 Monaten harter Arbeit gelang es bereits 1950 wieder eine feste Verbindung, die damals einzige zur Insel Usedom, zu schaffen. Sie hieß „Brücke der Freundschaft“. Sie war 250 Meter lang und erhob sich 6 Meter über dem Meeresspiegel. Die neue Brücke ist größer, breiter und länger als die alte. Sie wurde notwendig, da die Peene-Werft größere Schiffe bauen wollte und gilt als architektonisches Meisterwerk, die im Betrachter ein gewisses Staunen hervorruft. Seit dem Jahr 2000 ist es für die Bahn sogar möglich, die Brücke zu überfahren und somit die direkte Verbindung Köln - Zinnowitz jeden Samstag möglich. Es gibt feste Öffnungszeiten, zu denen die Brücke hochgeklappt wird.


Die Schlossinsel

Wenn wir die Brücke passiert haben, befinden wir uns auf der Schlossinsel. Nicht zu übersehen ist das Hochhaus der ehemaligen Kreisverwaltung, das im Volksmund auch „Faultierhaus“ genannt wurde. Jeder kann sich wohl denken, warum. Direkt dahinter befand sich in der Vergangenheit ein großzügiger Renaissancebau, das Wolgaster Schloss (ein Modell ist im Museum zu bewundern). Es war Residenz der Pommernherzöge. Dadurch war Wolgast fast 400 Jahre die zweite Hauptstadt Pommerns. Die Fundamente des Schlosses sind immer noch vorhanden. Auf ihnen wurde z.B. auch ein Industriespeicher durch den Kaufmann Homeyer, der auch viel soziales für die Stadt leistet, gebaut.

Über die kleine Schlossbrücke gelangt man von dort auf das Festland, also in die Altstadt.


Der Museumshafen

Als Museumshafen wird der historische Stadthafen von Wolgast bezeichnet, der sich rechts neben der Schlossbrücke befindet. Hier liegt das Dampffährschiff „Stralsund“, das hier für immer vor Anker gegangen ist.

Es ist mehr als hundert Jahre alt und wohl das letzte noch existierende in Europa,
vielleicht weltweit. Als Einendfähre konzipiert, konnten Personen- und Güterwagen vom Festland auf die Insel und umgekehrt trajektiert werden. Angetrieben wurde das Schiff von zwei 100 PS –Dampfmaschinen, von denen eine bereits wieder funktionstüchtig im Schiff eingebaut ist. Eingesetzt war die Fähre zwischen Stralsund und Altefähr auf Rügen, zwischen Swinemünde und der Insel Wollin, als Eisbrecher vor Peenemünde, als Transporter für Hitlers „Wunderwaffen –Projekt“. Die geplante Sprengung zum Kriegsende konnten mutige Leute wie der Reichsbahninspektor Kleinert und der Obermaschinist Schmidt verhindern. Von 1986 – 1990 beförderte die Fähre Eisenbahnwaggons zwischen Wolgast – Hafen und Wolgast – Fähre auf Usedom. Und die Züge der Usedomer Bäderbahn wären auch nicht auf der Insel ohne den Museums – Veteran.

"Unser Traum wäre, dass das Schiff eines Tages, zumindest für besondere Anlässe, mit Gästen wieder fahren würde“, schwärmt B. Roggow vom Museum “Kaffeemühle”. Mit Einbau der zweiten Dampfmaschine könnte das Wirklichkeit werden.

Auch die „Amazonenbrücke“ verbindet Festland und Schlossinsel. Sie gab es eigentlich schon seit 1861, aber durch ein Hochwasser von 1913 wurde sie zerstört und erst 1997 wieder neu gebaut. Sie beschließt den Bummel durch den Traditionshafen.


Der Hafen

Der Hafen selbst bietet Sehenswertes für Groß und Klein. Beeindruckend sind die großen Pötte, die hier be- und entladen werden und das geschäftige Treiben. Wer mag, träumt von den Ländern, aus denen die Schiffe kommen.

Am Hafen lagen bis zum Ende des 18. Jh. bis zu 70 Segelschiffe. Der breite, tiefe Peenestrom war für die Segelschifffahrt äußerst günstig, zur Ostsee ebenso wie zum Binnenland. Das Hinterland bot Getreide, das vorwiegend nach Amerika, England, Belgien, Holland und Skandinavien ausgeführt wurde. Dazu kamen Fische, Bau- und Nutzholz aus den umliegenden Wäldern und die Waren, die in Wolgast hergestellt oder umgeschlagen wurden. Mit Kohle, Eisen und Steinen kehrten die Schiffe dann zurück. Heute ist der Hafen vorwiegend Umschlagplatz für die Binnenschifffahrt und Ausgangspunkt für den Schiffsausflugsverkehr.


Die Peene-Werft

Die Chronik der Peene – Werft nennt den 20. Juni 1948 als Gründungsdatum auf Befehl der SMAD. Seine Wiege: zwei leere Hallen und eine Baracke auf dem Gelände eines früheren Zellmehlwerkes, das während des Krieges Pferdefutter hergestellt hatte. Nun also begannen die Arbeiter, die als Schiffsbauer erst angelernt werden mussten und sich mit schadhaftem Werkzeug und alten Maschinen abquälten, Seiner und Logger aus den Binnen- und Vorbauwerften Roßlau und Boizenburg am Peenekai zu montieren und auszurüsten. Am 2. Juni 1949 lief der Seiner PC 32, das erste auf der neuen Werft gebaute Schiff, vom Stapel. Während ein Logger nach dem anderen auf Kiel gelegt wurde, glich das Werftgelände einem großen Bauplatz, wurden eine leistungsfähige Slipanlage, neue Hallen, ein modernes Schiffshebewerk errichtet.

Im März 1955 konnte das erste Küstenmotorschiff der "Wolgast" Serie mit 500 Tonnen Tragfähigkeit übergeben werden. Ihnen folgten ab 1959 die 760 Tonnen Kümos der "Nordstern" Serie, die robust genug waren, um sich auch durch Meereis zu wagen. Dann begann der Bau von Zubringertrawlern, die der Hochseefischerei die Anwendung rationellerer und ertragsreicherer Fangmethoden ermöglichten.

Der schwierigste Auftrag folgte Anfang der 70er Jahre mit dem Bau einer Serie von Eimerketten – Seebaggern für den Export nach Russland und den eigenen Bedarf. Spezialschiffe zur Freihaltung von Schifffahrts-Linien und Hafengewässern von fast
75 m Länge, 2270 Tonnen Tragfähigkeit, besetzt mit 40 Mann.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Peene – Werft zu einer Rüstungswerft mit ca. 5000 Beschäftigten. Heute ist Wolgast eine kleine Stadt mit 16000 Einwohnern, deren wichtigster Industriebetrieb die Peene – Werft ist, die seit ein paar Jahren zum Hegemann – Verbund gehört und ca. 1000 Menschen Arbeit bietet. Sie gilt als die modernste Kompaktwerft Europas und produziert Küstenmotorschiffe und Luxusyachten. Genau wie der Hafen, so ist auch der Schiffbau immer auf das engste mit Wolgast verbunden gewesen.


Die Altstadt

Vom Hafen aus gesehen erblickt man stadteinwärts die Altstadt, deren Stadtgrundriss seit 1991 unter Denkmalschutz steht. Es ist schwer, die teilweise mehrere hundert Jahre alten Häuser zu erhalten, zumal aus der Not der früheren Jahre heraus viele von ihnen nicht sehr stabil errichtet wurden. Einige von ihnen wurden bereits abgerissen.

Im Rahmen eines Sanierungsplanes ist die Stadt Wolgast bemüht, die noch erhaltenen Fachwerk- und Giebelhäuser zu rekonstruieren und eine in das Stadtbild passende Lückenbebauung vorzunehmen.

In der Kronwiekstraße, ganz in der Nähe des Hafens, befindet sich das Geburtshaus Philipp Otto Runges (1777 – 1810). Dieser war zusammen mit dem Greifswalder Kaspar David Friedrich der bedeutendste Maler der deutschen Frühromantik. Zum Gedenken an den großen Sohn der Stadt Wolgast wurde in seinem Geburtshaus eine Rungegedenkstätte eingerichtet. Einige Häuser weiter steht das Geburtshaus von Professor W. Stöwer (1864 – 1931), der als Marinemaler unter dem letzten deutschen Kaiser bekannt wurde.

Begeben wir uns über die Oberwallstraße ins Stadtzentrum, gehen wir an den Resten der Alten Stadtmauer entlang. Weitere Reste befinden sich “Am Lustwall” und “An der Stadtmauer“. Nach lübischem Recht waren Wall und Mauer unabdingbare Voraussetzungen für die Verleihung des Stadtrechts. Markt und Gericht mussten genügend gegen jeden gewaltsamen Eingriff von außen geschützt sein. Auf alten
Stadtbildern mutet Wolgast wuchtig, schwer und burgartig an. Wolgast hatte eine ungewöhnlich hohe Stadtmauer, mehr als doppelt so hoch wie die heute noch an der Oberwallstraße stehenden Reste. Sie bestand aus Backsteinen, die auf Findlinge aufgesetzt waren. Das ist noch heute deutlich zu sehen. Zu der Mauer kam die Bewehrung mit starken Türmen (der Rest einer dieser Türme steht am Oberwall) und drei Toren. Die Befestigungen haben im Mittelalter gute Dienste getan. Sie schützten vor marodierendem Gesindel. Bei zahlreichen Belagerungen schützten sie die Stadt vor dem schlimmsten, einer Eroberung und Plünderung. Im vergangenen Jahrhundert wurden dann die Mauern abgebrochen und teilweise beseitigt.


Das alte Rathaus

Sehenswert ist das alte Rathaus im Stadtzentrum von Wolgast. Es steht unter Denkmalschutz und zeigt sich in einer aus Gotik und Renaissance gemischten Architektur mit einer barocken Fassade. Das Rathaus wurde von 1718 – 1724 neu
gebaut, als nach dem Totalbrand von 1713 nur noch die Mauern standen. Der gotische Kern im Innern ist auch heute noch erhalten. Der zweigeschossige, verputzte Backsteinbau erhebt sich über einem rechteckigen Grundriss und wird mit einem barocken Giebel und einem Glockentürmchen (1780) abgeschlossen. Vom mittelalterlichen Bau sind nur an der Vorderfront noch wenige Reste sichtbar, so Rudimente der Strebepfeiler an beiden Giebeln und der Blendschmuck am Rückgiebel.

Vor dem Rathaus befindet sich der von Professor Baer 1936 geschaffene Brunnen. Auf der Brunnenschale sind auf 10 plastischen Bildtafeln Ereignisse aus acht Jahrhunderten bewegter Stadtgeschichte dargestellt und erläutert. Die Tafeln zeigen unter anderem die Verleihung des Lübischen Stadtrechts, die Beschießung von Wolgast im Jahre 1675 durch die Brandenburger unter dem großen Kurfürsten und dem großen Brand der Stadt 1713. Das Häuserensemble rund um das alte Rathaus mit seinen schönen Fachwerkhäusern und Patriziergiebeln steht unter Denkmalschutz.


Das Museum „Kaffeemühle“

Kaffeemühle“ wird das historische Museum der Stadt Wolgast genannt. Es befindet sich rechts vom Rathaus. Im Cafe des Hauses kann zwar Kaffee getrunken werden, gemahlen wird er hier allerdings nicht. Woher also der Name „Kaffeemühle“? Der Volksmund, kreativ bei der Vergabe ungewöhnlicher Bezeichnungen, gab diesem Haus den Namen, weil die Holländische Dachkonstruktion an eine Kaffeemühle – allerdings ohne Kurbel – erinnert.

Als Kornspeicher in der Mitte des 17. Jh. errichtet, gehört das Haus zu den ältesten Bauwerken der Stadt Wolgast. Es blieb mit vier weiteren Gebäuden während des großen Stadtbrandes 1713 von der Zerstörung verschont. Anfänglich als reines Speicherhaus genutzt, zog nach dem Stadtbrand der Besitzer mit seiner Familie hier ein. Aus dieser Zeit stammen die Malereien an den Deckenbalken der unteren Etage sowie die Küche im ersten Obergeschoss. Ehemals war hier das Gasthaus „Zur Goldenen Traube“, eine bekannte und beliebte Stadtschänke. Das Gasthausschild hängt noch heute über der Eingangstür als Zeuge seiner vorletzten Bestimmung.

Anfang der 50er Jahre wurde mit der Errichtung des Museums begonnen. 1955 wurde es eröffnet. Heute kann man in dem alten Kornspeicher 1000 Jahre Wolgaster Stadtgeschichte besichtigen, vom slawischen Tempel des Gerovit zur pommerschen Herzogsresidenz, über Segelschiffe, die in Wolgast gebaut, das Korn über die Meere schifften, bis zur Industrie- und Werftstadt. Der ehemalige Kornboden wurde zur historischen Handwerkerstraße. Hier sind zum Beispiel die Werkstatt eines Schuhmachers, eine Apotheke sowie die Arbeitsstätte eines Barbiers zu sehen, welcher gleichzeitig als Dentist tätig war. In der Knüpfstube wird eine Auswahl der berühmten Freester Fischerteppiche gezeigt. Eine kleine Sammlung von Bernsteinen veranschaulicht die Vielfältigkeit des „Goldes der Ostsee“. Auf dem obersten Boden des Museums befindet sich die Galerie, in der verschiedene künstlerische und kunsthandwerkliche Arbeiten unserer Region zum Verkauf angeboten werden.

Der Marktplatz ist ein Ort, an dem man eine Menge verschiedener Baustile bewundern kann. Das historische Rathaus und das Museum wurden bereits angesprochen. Dazu kann man noch die für den Norden so typischen Giebelhäuser sehen. Daneben steht ein sehr interessantes Gebäude, eine Filiale der Deutschen Bank im Bauhausstil. Neben historischen Fachwerkhäusern, wie z.B. der Apotheke ist ebenfalls ein Wohn- und Geschäftshaus im Jugendstil zu bewundern.


Das Runge - Geburtshaus

Das Rungehaus in der Kronwiekstraße ist ein Museum der besonderen Art. In Wolgast, der Geburtsstadt des Romantikers, gibt es heute weder Originale aus dem Nachlass noch Mobiliar aus der Familie des Künstlers. Einzig das in vielen Details ursprünglich erhaltene Geburtshaus ist vorhanden. Seit dem 23.07.1997, dem 220.
Geburtstag Runges, ist dieses Gebäude der Öffentlichkeit als moderne kulturelle Begegnungsstätte zugängig.

In den Ausstellungsräumen werden Runges Ideen einer neuen Kunst, seine einmalige Symbolsprache in dem Zyklus „Die Zeiten“, die durch sein Werk entstandenen Neuerungen in der Kunst sowie sein Einfluss auf die Moderne
behandelt. So wird auch die Runge’sche Farbenlehre vorgestellt. Als Medium dient eine moderne Computerinstallation, mit deren Hilfe eine visuelle Reise in das Innere der Runge’schen Farbenkugel möglich wird.

Philipp Otto Runge, Sohn eines Reeders, war einer der vielseitigsten Künstler des 19. Jahrhunderts. Er gilt heute mit dem Zyklus der Zeiten“ als Begründer der romantischen Kunst in Deutschland. Mit diesen Grafiken erwarb sich Runge Anerkennung unter bedeutenden Zeitgenossen. Zu ihnen zählte auch Goethe, mit dem Runge seit 1803 einen Briefwechsel über seine Farbforschungen führte. Runge entwickelte ein dreidimensionales Farbsystem in Form einer Kugel, welches die Totalität der Farben und deren Beziehung zu Weiß, Schwarz und Grau erfasst. Trotz verschiedener Ansätze in den Wissenschaften reicht bis heute keine Farbenlehre über das Runge’sche Modell hinaus.

Auch ist wenig bekannt, dass die beiden Märchen „Von den Fischer un sin Fru“ und „Von dem Mahandel Bohm“ von Runge aufgeschrieben wurden.


Die Kirche St. Petri

Die mächtige Stadtkirche hat ihren Standort auf dem höchsten Punkt der Altstadt, der einst das Heiligtum der Slawen, den Gerovit – Tempel trug. Der mächtige gotische Backsteinbau erhebt sich hoch über die Stadtsilhouette. Im 14. Jh. begann man an Stelle der kleinen vom Bamberger Bischoff Otto geweihten Kirche mit dem Bau der großen, querschifflosen, dreischiffigen Backstein-Basilika mit dem massiven Westturm. Nachdem die Kirche 1713 durch den Brand zerstört worden war, wurde sie 1717 – 1728 wieder hergerichtet.

Links neben dem Eingang liegt im Turmfundament ein Wendenstein, der sogenannte Gerovitstein. Er gehört mit zu den ältesten in Granit gehauenen Steinbildern Pommerns und stammt aus der Zeit der Christianisierung der Slawen.
Im Innern der Kirche befinden sich 24 Gemälde des Totentanzes. Die Bilder stammen aus dem Jahre 1700, eine Nachahmung des Holbein’schen Totentanzes und von bedeutendem historischen Wert. Sie waren ursprünglich von dem Maler Bentschneider für die St. Gertruden Kapelle vor den Toren der Stadt gemacht worden.

In der Gruft unter dem Chor befinden sich 9 reichverzierte Prunksarkophage aus Zinn, in denen Angehörige des Wolgaster Herzogshauses ruhen. Von sehr hohem Wert ist ein Messingepitaph. Die Söhne des Herzogs Philipp 1. widmeten es 1560 dem Andenken ihres Vaters.

Man sollte nicht die Mühe scheuen, die 184 Stufen des Kirchturms emporzusteigen. Von der 40 Meter hohen Plattform bietet sich dem Besucher ein herrlicher Blick über die Stadt, die Peene, das Achterwasser, zur Insel Usedom und bei klarem Wetter bis hin zur Insel Rügen. Nach dem Abstieg lohnt sich ein Blick zu den Restauratoren in der Gruft.


St. Gertruden-Kapelle

Ein äußerlich schlichtes Bauwerk, insgesamt jedoch ein architektonisches Kleinod, stellt die Anfang des 15. Jahrhunderts erbaute Gertrudenkapelle dar. Sie befindet sich auf dem alten Friedhof in der Chausseestraße. Die Legende, Herzog Bogislaw 10. habe sie 1496 wegen seines Gelübdes von glücklicher Heimkehr nach einem Kreuzzug bauen lassen, lässt sich nicht länger bestätigen. Sie entstand etwa um 1420 als Hospitalskapelle für die Stadt.

Nach dem Vorbild der Erlöserkirche in Jerusalem ist die mustergültige spätgotische
Backstein-Kapelle als 12-eckiger Bau ausgeführt, der von einem 12-eckigen Dach mit 6 kleinen Erkern verziert ist und in der Mitte einen kleinen 6-eckigen Turm mit einem Kreuz trägt. In der Mitte des Inneren erhebt sich eine mächtige Rundsäule, von der 24 Gewölbegurte abgehen, von denen 12 auf ihren Gurtträgern ruhen, so dass ein prächtiges Sterngewölbe entsteht. Es ist das architektonisch schönste seiner Art in Vorpommern.

Über Jahrhunderte diente das Bauwerk wohl ausschließlich als Begräbniskapelle. Um sie herum entwickelte sich ein Friedhof, von dem aus früher ein Fußweg zum zweiten Friedhof der Stadt führte. Auf diesem befindet sich die kleine Kapelle St. Jürgens, bei der es sich ursprünglich auch um ein Hospital gehandelt hat. Sie befindet sich in der Breiten Straße.


Zu den Steinmühlen

Ein lohnendes Ziel für Urlauber und Besucher der Stadt Wolgast ist das kleine Freilichtmuseum „Zu den Steinmühlen“ in der Dr. Th.–Neubauer–Straße im Neubaugebiet. Hier befindet sich eine interessante urgeschichtliche Sammlung von steinzeitlichen Mühlen, Trogmühlen, Reibeplatten, Quernen und alten Mühlsteinen der Neuzeit.

Dieses archäologische Fundgut, geborgenes Kulturgut unserer vorpommerschen Heimat, liegt schon jahrelang sicher deponiert auf dem geschützten Platz und ist doch für jeden erreichbar. Herr Wussow (Dr. Th. – Neubauer – Str. 36), dem die Stadt dieses Freilichtmuseum zu verdanken hat, gibt nach Anmeldung gern Auskunft zu dieser Sammlung.


Die Gustav–Adolf–Schlucht

Die Gustav–Adolf–Schlucht ist eine steile Senke, die sich ganz in der Nähe des Dreilindengrunds befindet. Benannt nach dem Schwedenkönig, ist sie heute traditioneller Austragungsort für die Feier des Abschluss-Jahrgangs des Gymnasiums. Nachdem der letzte Schüler seine letzte Prüfung absolviert hat, wird am gleichern Abend die sogenannte “Steinfete” einberufen.

Tradition ist es, einen großen Findling mit eingemeißeltem Abgangsjahr die Schlucht hinunterstürzen zu lassen, um sich damit symbolisch von den Pflichten des Lernens zu befreien. Schüler feiern hier ausgelassen mit den Lehrern, jeder Menge Alkohol und lauter Musik. Der älteste Stein scheint von 1923 zu sein, was zeigt, dass die Tradition an der Penne schon mindestens 80 Jahre zurückreicht.


Der Tierpark "Tannenkamp"

Am Rande der Stadt in nördlicher Richtung liegt der Tierpark „Tannenkamp“, ein schönes und liebevoll gepflegtes Ausflugsziel. Der Tierpark entstand 1960/61 mit der Unterstützung vieler Bürger und Betriebe unserer Stadt. Aus einem natürlichen Waldstück wurde eine landschaftlich reizvolle, parkartige Anlage gestaltet. Das Gebiet des Tannenkamps wurde deshalb ausgewählt, weil es als Naherholungsgebiet für die Stadt schon seit vielen Jahrzehnten Tradition hat. Der Tierpark hat eine Größe von 10 Hektar.

Der Träger des Tierparks ist der Verein Tierpark Wolgast e.V.. Seinen Mitgliedern ist es zu verdanken, dass die ca. 450 Tiere in 52 Arten den „Sprung in die Marktwirtschaft“ geschafft haben. Die Stadt Wolgast und Firmen aus der Region helfen nach Kräften. Vorwiegend sieht man hier europäische Tierarten, aber auch Tiere, die zwar hierher gehören, aber in freier Wildbahn schon längst ausgestorben sind. Oder wäre es für uns normal, einem Wolf oder gar einem Bären zu begegnen? Aber auch einige Exoten sind zu sehen. Ein Tierparkbesuch lohnt sich also für alle Altersgruppen. Er bietet einen herrlichen Rundgang und entspannenden Spaziergang durch den dichten, alten Buchenwald.


Der Weidehof

Unweit des Tierparks befindet sich ein altes unter Denkmalschutz stehendes Bauerngehöft – der Weidehof. Die Pferdezucht hat hier langjährige Tradition. Inzwischen hat sich der Weidehof aber auch zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. Im Wohnhaus ist ein historisches Klassenzimmer eingerichtet. Alte Pumpen und landwirtschaftliche Geräte sind auf dem Gelände ausgestellt. Im hinteren Teil des Hauses befindet sich eine kleine Gaststätte mit Kellerbar. Nichts steht also einem Besuch auf dem Bauernhof mit Reitmöglichkeiten und Kutschfahrten entgegen.